Mehrere Hundert Selbstmacher-Treffs gibt es in Deutschland, durchaus mit politischem Anspruch: keine Ressourcen verschwenden, eigene Ideen verwirklichen, Wissen weitergeben.
Scherenschnitte mochte sie schon als Kind. Heute arbeitet sich Tonda Freywald mit der Stichsäge durch das Birkenholz. Die Künstlerin macht ihre Einrichtung selbst, nach eigenem Entwurf. "Mir ist die Stichsäge inzwischen am Arm festgewachsen", scherzt sie. Bis Herbst soll ihre kleine Wohnung ein Gesamtkunstwerk unter dem Namen "Atelier Brot und Gold" werden. Dabei musste die Kunstpädagogin und Tänzerin das Schreinern in der Offenen Werkstatt erst lernen. Jede Woche kommt sie ins Bonner Haus Müllestumpe, wo sie die Maschinen kostenlos nutzen kann.
Im Raum daneben werden Fahrräder zusammengeschraubt, Elektronikgeräte in verschiedenen Stadien der Auflösung liegen herum. Im Nähtreff rattern die Maschinen. Hier kommen Leute, die wie Tonda Freywald etwas Einmaliges herstellen wollen. Und auch solche, die vielleicht noch Brauchbares nicht gern wegwerfen. Einmal monatlich wird ein Repair Café veranstaltet. Man bringt den kaputten Videorecorder, den verendeten Staubsauger, den wackligen Hocker mit und versucht sie unter Anleitung und bei Kaffee und Kuchen zu reparieren. "Die Besucher sollen die Scheu vor der Technik verlieren", sagt der Mitinitiator Ulrich Buchholz. Sicher, manches Gerät sei so hergestellt, dass es sich gar nicht reparieren lässt. "Das diskutieren wir im Dachverband der Offenen Werkstätten, auch mit Wirtschaftsvertretern". Was nicht zu retten ist, muss noch lange nicht auf den Müll. Aus Elektronikschrott wird beispielsweise Schmuck, aus ausgedienten Fahrradschläuchen werden Gürtel oder Armbänder.
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