Eine Supermarkt-Filiale in Großbritannien produziert mit einer Biogas-Anlage ihren eigenen Strom. Für die Energieproduktion werden nur Lebensmittelabfälle der Kette verwendet. Das Projekt ist nicht nur umweltfreundlich, sondern auch kosteneffizienter als die herkömmliche Abfallbeseitigung. Es bleibt sogar noch Strom über, der ins öffentliche Netz eingespeist wird.
Ein Lebensmittelmarkt der Kette Sainsbury’s im englischen Cannock ist laut einem BBC-Bericht das erste Lebensmittelgeschäft auf der Insel, das unabhängig vom staatlichen Stromnetz seinen Elektrizitätsbedarf in Eigenregie deckt. Möglich macht dies eine Biogas-Anlage, die in anderthalb Kilometern Entfernung zum Laden von der Firma "Biffa" betrieben wird. Das Bio-Kraftwerk wandelt organische Abfälle in einem mehrstufigen Prozess in ein gasförmiges Gemisch aus Methan und Kohlendioxid um. Dieses kann wie herkömmliches Erdgas mit Hilfe einer Dampfturbine oder eines Verbrennungsmotors in elektrische Energie umgewandelt werden. Betrieben wird die Anlage aber nicht mit Landwirtschaftsabfällen oder sogenanntem "Energiemais". Einzig und allein die Lebensmittelabfälle der im Vereinigten Königreich weitverbreiteten Supermarktkette "füttern" die Anlage in Cannock mit frischer Biomasse. "Sainsbury’s bringt seine Abfälle nicht auf die Müllkippe. Wir suchen stets nach neuen Wegen der Wiederverwertung und des Recyclings", sagte Paul Crewe, Chef der Nachhaltigkeitsabteilung des Unternehmens, der BBC. Noch haltbare Lebensmittel, die sich nicht mehr verkaufen lassen, spendet das Unternehmen an gemeinnützige Organisationen oder stellt sie Landwirten als Futtermittel zur Verfügung. Trotz solcher Maßnahmen bleiben viele Lebensmittelreste ungenutzt. In Deutschland wirft jeder Bürger im Schnitt 82 Kilogramm Nahrungsmittel und Essensreste pro Jahr in die Mülltonne.
GENUG ENERGIE FÜR 2.500 HAUSHALTE
Vom Biogas-Kraftwerk in der Grafschaft Staffordshire führt eine direkte Stromleitung zu der Sainsbury’s-Filiale. Auch mit dem nationalen Netz ist die Anlage verbunden, in dieses speist sie den zusätzlich erzeugten Strom ein. Insgesamt produziert das System genug Strom, um 2.500 Haushalte zu versorgen. Der Betrieb der Müllverwertungsanlage ist für die Lebensmittelkette sicherlich ein willkommenes PR-Projekt. Doch auch wirtschaftlich lohnt sich das Bio-Kraftwerk für den Konzern - die Umwandlung der verdorbenen Esswaren ist für Sainsbury’s in Kombination mit der Nutzung des erzeugten Stroms günstiger, als die vergammelten Speisen auf althergebrachte Weise zur Müllkippe zu fahren. In großem Stil betrieben, kann die Wiederverwertung von Lebensmittelresten zu einer deutlichen Reduktion bei der Nutzung klassischer Energieträger wie Kohle und Erdgas führen, was gut für die Umwelt ist. Und eine Biogas-Anlage vor der Haustür ist für viele Menschen sicherlich ein schönerer Anblick als einAtomkraftwerk. /cb