Kampf dem Verpackungsmüll
Tragfähige Lösung: Als erster Discounter schafft Penny die Plastiktüte ab. Doch noch immer produziert Deutschland Unmengen Verpackungsmüll.
68 Plastiktüten verbraucht der Deutsche im Jahr. Es waren schonmal deutlich mehr, und der EU-Durchschnitt liegt erheblich höher: bei 200. Es geht aber auch mit deutlich weniger. Die Iren zum Beispiel kommen pro Kopf mit 18 Plastiktüten jährlich aus.
Ein Vorbild, sagt Cem Özdemir am Donnerstag, als er umringt von Fotografen, Journalisten und Sicherheitsmännern in einem Penny-Markt in Prenzlauer Berg steht. Der Grünen-Bundesvorsitzende feiert gemeinsam mit Nabu-Präsident Olaf Tschimpke und führenden Managern des Lebensmitteldiscounters das Ende der Plastiktüte. 62 Millionen Plastiktüten habe allein Penny jedes Jahr verkauft, erklärt Vertriebschef Stefan Magel. Stattdessen gibt es jetzt Mehrwegtaschen aus Recycling-Material, Papiertüten und Stoffbeutel.
Bei jedem zweiten Händler kostet die Plastiktüte extra
Weil tonnenweise Plastik in den Gewässern der Welt verrottet – oder eben nicht verrottet, da es bis zur völligen Zersetzung 400 Jahre dauern kann –, hat die EU das Ziel ausgerufen, den Verbrauch zu senken. Vor fast einem Jahr schlossen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und der Handel die freiwillige Vereinbarung, Tüten nicht mehr umsonst abzugeben. 350 Unternehmen machen mit. Die decken zusammen allerdings nicht einmal die Hälfte des Einzelhandels ab.
Deutschland ist freilich keines der Haupt-Problemländer in Punkto Plastikmüll, weil hier kaum Tüten in Flüsse oder ins Meer gelangen. Dennoch sagt Nabu-Mann Tschimpke: „Meeresschutz fängt vor der Haustür an.“ Jahr für Jahr verenden zehntausende Tiere qualvoll, weil sie Plastikteile mit Essbarem verwechseln oder sich im umherschwimmenden Abfall verfangen. Auch an der Nordsee bietet sich Urlaubern so manch trauriges Bild. Schließlich gelangt der Plastikschrott der Ozeane auch in unseren Organismus: Weil Kunststoffpartikel von vielen Meerestieren wie Plankton aufgenommen werden und sich in ihrem Gewebe einlagern, essen wir sie mit, wenn wir Fisch und Garnelen genießen. Viele dieser künstlichen Stoffe können krebserregend wirken oder wie Hormone zum Beispiel die Fruchtbarkeit einschränken.
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