In den USA mehren sich Proteste gegen die Trinkwasser-Abfüllwerke des Lebensmittelgiganten Nestlé. Der Kampf um das öffentliche Wasser wird mit allen Mitteln geführt.
WASHINGTON – Die Emotionen kochten hoch, als das Thema bei einer Bürgerversammlung debattiert wurde. „Aus Waitsburg darf nicht Nestléburg werden“, schimpfte eine Frau. „Wir sind dabei, unseren Familienschmuck zu verkaufen“, empörte sich ein Mann.
Andere Bürger unterstützten dagegen die Pläne des Lebensmittelgiganten Nestlé, in dem kleinen Städtchen im US-Bundesstaat Washington ein Abfüllwerk für Trinkwasser in Flaschen zu bauen und das Wasser dafür aus kommunalen Quellen zu schöpfen. Das werde 50 Arbeitsplätze schaffen, sagten sie – ein wichtiger Faktor, um mit mehr Steuereinnahmen wieder etwas mehr Leben in den verarmten Ort zu bringen. Doch am Ende schloss sich der Stadtrat von Waitsburg den Kritikern an und erteilte Nestlé eine Absage.
So wie in Waitsburg erging es dem Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz einige Monate zuvor auch im Bundesstaat Oregon. Dort entschieden die Einwohner von Cascade Locks in einer Art Volksabstimmung, ihr Trinkwasser nicht einem multinationalen Großkonzern zu übergeben. In den USA wächst der zivile Widerstand gegen Unternehmen wie Nestlé, Coca-Cola und Pepsi, die sich ein Milliardengeschäft aus der kommerziellen Nutzung von Wasservorkommen erhoffen. Statistiker haben errechnet, dass schon bald die Erlöse aus dem Verkauf von Flaschenwasser höher sein werden als der Umsatz, den diese Konzerne mit zuckerhaltigen Brausen machen.